Gefahr durch den Eichenprozessionsspinner
Gegenwärtig ist in Teilen des Wienerwaldes ein verstärktes Auftreten des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) zu beobachten. Da selten Kahlfraß auftritt, ist die Gefahr für die Bäume und Wälder eher gering einzuschätzen. Völlig anders die Situation für Menschen, die direkt oder indirekt mit den feinen Haaren der Schmetterlingsraupen in Kontakt kommen.

    

Giftige Raupenhaare
Ältere Raupen des Eichenprozessionsspinners sind mit feinen Brennhaaren versehen, die Giftstoffe enthalten, die Allergien sowie juckende Nesselausschläge verursachen. Dabei muss man mit den Raupen selbst gar nicht in Kontakt kommen. Die Haare werden auch aus bereits verlassenen, alten Raupennestern durch Wind herausgebrochen und bis zu 200 m weit vertragen. Die Giftigkeit bleibt zumindest einige Monate, wenn nicht Jahre bestehen. Jedenfalls sollte man sich von befallenen Bäumen fernhalten, keinesfalls Raupen oder Raupennester berühren. Sogar Gartenarbeit in unmittelbarer Nähe zu den befallenen Bäumen kann zu Haarkontakten führen und die Hautreizungen, in Extremfällen auch Asthmaanfälle, auslösen. Besonders gefährdet sind Baumpfleger, die in den Kronen befallener Bäume arbeiten. Das Tragen von Schutzkleidung einschließlich Schutzmaske ist in diesen Fällen Bedingung.

Bekämpfungsmaßnahmen
Da es jetzt für den Einsatz biologischer Präparate (z.B. Bazillus thuringiensis) schon zu spät ist, können die Raupennester, von denen bis zu zwei Jahre lang Gefahr ausgeht, nur mehr mechanisch entfernt werden (Einsammeln,  Absaugen und anschließendes Abflammen). Ist dies nicht möglich, sollten Warnschilder an den Eingängen von Parkanlagen und Waldbereichen angebracht werden.

Betreiber und Medieninhaber

Dipl.Ing. Dr. Christian Tomiczek

Dirkensgasse 19, 1130 Wien, Österreich

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Untersuchungsmethoden

In vielen Fällen kann die Ursache einer Erkrankung an Bäumen alleine anhand der auftretenden Schadenssymptome bestimmt werden. Treten mehrere Symptome gleichzeitig auf, muss der primäre Verursacher bestimmt werden (wer war zuerst da). Dabei kann das Baumumfeld eine wesentliche Rolle spielen. Negative witterungsbedingte Beeinträchtigungen der Baumvitalität müssen ebenso beachtet werden, wie  der Einfluss durch den Menschen selbst.

Methodisches, wissenschaftliches Vorgehen ist der Schlüssel zum Erfolg. Zur Bestimmung des Verursachers sowie möglicher Maßnahmen zur Gesundung des Baumes ist stufenweises Vorgehen mittels einer Differentialdiagnose hilfreich. In weiterer Folge kann es notwendig werden, einfache Tests, weitergehende Labormethoden, oder auch Messgeräte einzusetzen.

Differentialdiagnose
Grundlegend ist bei der Differentialdiagnose der Baum als „Ganzes“ betrachten. Eine „Checkliste“, die das Baumumfeld, den Wurzelbereich, den Stamm sowie die Krone nach Schadensymptomen abfragt, liefert Hinweise, welche Teile des Baumes betroffen sind. Dabei ist zu beachten, dass die Schadenursache nicht immer an jener Stelle zu finden ist, wo die Symptome zuerst bzw. verstärkt auftreten. So kann das „Einziehen“ bzw. „Zurücktrocknen“ der Krone verschiedenste Ursachen haben. Das Absterben von Trieben, Zweigen und Ästen kann ein Pilz verursachen, der Wurzeln zerstört. Aber auch Triebsterbenspilze, gefäßverstopfende Pilze, Insekten oder sogar Witterungsextreme führen zu ähnlichen Symptomen, die nur ein Fachmann richtig interpretieren kann.

Kressetest
Als Beispiel für einen einfach durchzuführenden Test sei der „Kressetest“ beschrieben, der zur Detektion von Giften im Boden eingesetzt wird. Zu diesem Zweck werden Bodenproben aus dem verdächtigen Bereich einer geschädigten Pflanze entnommen, in eine Schale gebracht und Samen der Brunnenkresse an der Bodenoberfläche aufgebracht und feucht gehalten. Für Vergleichszwecke sollte parallel ein Test mit Blumenerde durchgeführt werden. Keimen die Samen in der zu untersuchenden Erde nicht, oder zeigen Wuchsveränderungen (eingerollt, vergilbt, etc.), in der Vergleichsschale schon, so liegt der Verdacht nahe, dass Giftstoffe das Keimen und Wachstum verhindern. In der Folge sollten Bodenproben in einem speziellen Labor auf vorhandene Giftstoffe (z.B. Herbizide) untersucht werden.

Weitere, aber an dieser Stelle nicht weiter beschriebene Tests wären die Kambialdiagnose, Elisatests und vieles mehr.

Laboranalysen
Hierzu zählt die Untersuchung von Pflanzenteilen mittels Binokular oder Mikroskop. In speziell ausgestatteten Labors können Nährelementanalysen, oder auch Schadstoffanalysen durchgeführt werden.

Messgeräte
Zur Abgrenzung von geschädigtem Pflanzengewebe von gesundem Gewebe können Geräte eingesetzt werden, die den elektrischen Widerstand in der Rinde bzw. im Holz messen. Gesunde Rinde und gesundes Splintholz hat auf Grund des Wassergehaltes einen niedrigeren elektrischen Widerstand als krankes. Geräte hierfür sind das Shigometer, Conditiometer, Mervit u.a.

Bäume können auch „durchleuchtet“ werden. Mit dem Schalltomograph lässt sich z.B. der Zustand des Holzes im Stamminneren beurteilen. Für diese Untersuchung werden Schallwellen über Sensoren durch den Stamm geschickt und die Laufzeiten gemessen. Hat der Baum einen Hohlraum oder eine durch Holz zersetzende Pilze verursachte Kernfäule, braucht die Schallwelle länger. Die unterschiedlichen Laufzeiten werden graphisch und mit verschiedenen Farben (grün = gesundes Holz; rot = Hohlraum) in einem 2D oder 3D - Modell dargestellt (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: 2D Graphik einer kernfaulen/hohlen Platane

Ein weiteres Gerät, das die Holzfestigkeit bestimmt, ist z.B. der Resistograph. Hier wird eine feine Nadel (ca. 1mm Durchmesser) in den Baum gebohrt und der Bohrwiderstand gemessen und aufgezeichnet. Das Gerät arbeitet so fein, dass es sogar Frühholz und Spätholz unterschiedlich aufzeichnet, so dass sogar Jahrringbreiten messbar sind. Gesundes, nicht geschädigtes Holz hat je nach Baumart und Standort einen hohen Bohrwiderstand, Holz, das durch Pilze oder Insekten abgebaut wird, einen niedrigen, ein Hohlraum gar keinen Widerstand (siehe Abbildung 2). Mit dieser Methode lassen sich Aussagen über den Zustand des Holzinneren und in weiterer Folge über die Bruchgefahr bzw. die Verkehrssicherheit treffen.

Abbildung 2: Beispiel einer Beurteilung des Holzzustandes mittels Bohrwiderstandsmessgerät

Behandlungsmethoden
Wenn die Schadensursache korrekt diagnostiziert wurde, kann auch eine geeignete Therapie vorgeschlagen werden. Eine Bodenverdichtung, die die Wasser- und Nähstoffaufnahme aber auch die Wurzelatmung behindert, kann durch Bodenbelüftung und Lanzendüngung zu einer Revitalisierung des Baumes beitragen. Auf den Baumzustand abgestimmte Schnittmaßnahmen im Kronenbereich, können auch bei kranken Bäumen, die Bruch- oder Wurfgefahr verringern und die Reststandzeit (Lebenserwartung) verlängern.

Zur Person - Der Baumdoktor

  • Geboren 1952 in Wien
  • Studium der Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur
  • Anstellung als Wissenschaftler am Institut für Forstschutz der FBVA (heute BFW) 1979
  • Promotion 1982 zum Dr. nat. techn. der Universität für Bodenkultur
  • Spezialisierung auf Krankheiten und Schädlinge an Bäumen
  • Prüfung zum allg. beeideten gerichtlichen Sachverständigen 1985
  • Bestellung zum Leiter des Institutes für Waldschutz 1994 bis 2014 (Pensionierung)
  • Mehr als 300 Publikationen in Fachzeitschriften und Büchern sowie mehr als 400 Fachvorträge im In- und Ausland
  • Internationaler Experte mit zahlreichen Auslandseinsätzen

 

Dipl.Ing. Dr. Christian Tomiczek

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Gefahr durch den Eichenprozessionsspinner

Gegenwärtig ist in Teilen des Wienerwaldes ein verstärktes Auftreten des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) zu beobachten. Da selten Kahlfraß auftritt, ist die Gefahr für die Bäume und Wälder eher gering einzuschätzen. Völlig anders die Situation für Menschen, die direkt oder indirekt mit den feinen Haaren der Schmetterlingsraupen in Kontakt kommen.

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Dipl.Ing. Dr. Christian Tomiczek
Gerichtlich beeideter Sachverständiger, Publizist, Internationaler Experte

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