Es gibt nur wenige Arten von Mikropilzen, von denen man definitiv weiß, dass sie durch sommerliche Wärmeperioden begünstigt werden. Eine davon ist eine seltene, aber sehr auffällige Begleiterscheinung des Absterbens von Ahornen, die Cryptostroma-Rindenkrankheit, hervorgerufen durch Cryptostroma corticale.

Symptome

Ahornbäume, in erster Linie Bergahorne, zeigen Welkeerscheinungen in der ganzen Krone oder ein Zurücksterben der Krone. Nachfolgend löst sich am Stamm die Rinde in Flächen mit eckigem Umriss ab. Diese Flächen sind schwarz verfärbt und bestehen aus dicken Lagen von mikroskopischen Pilzsporen, die durch Wind verbreitet bzw. bei Regen den Stamm hinab geschwemmt werden und rund um den Stammfuß die Vegetation mit einem schwarzen Überzug bedecken können. Fällt man einen noch lebenden Baum mit derartigen Sporenflächen, so zeigt sich ein im Querschnitt grünlich, gelblich oder bräunlich verfärbter Holzkörper. Dies ist allerdings nicht unbedingt spezifisch für die Cryptostroma-Krankheit, denn verschiedene Fäule-Erreger können ähnliche Verfärbungen im Stammquerschnitt auslösen. An den Stellen, wo die Verfärbung die Rinde erreicht, entwickeln sich die Sporenlager. Wenn der Baum abgestorben ist, ist diese Holzverfärbung verschwunden, kann aber durch Fäule ersetzt sein. Wenn die Sporenlager einmal entwickelt sind, besteht kaum eine Verwechslungsgefahr mit anderen Pilzen auf Ahornstämmen.

Voraussetzungen der Erkrankung

Die Cryptostroma-Rindenkrankheit des Ahorns ist eine typische Folge von außergewöhnlich langen und trockenen Sommern, durch die die Ahornbäume so geschwächt werden, dass sich der Pilz ausbreiten kann. Er gilt als so genannter Endophyt, dürfte also lange Zeit symptomlos in den Bäumen überleben können, und benötigt zur schlagartigen Ausbreitung den erwähnten Klimastress. Die Infektionskapazität der Sporen dürfte nicht sehr hoch sein, denn bei deren ungeheuren Zahl wären rasch um sich greifende Epidemien zu erwarten, die bisher noch nirgends beobachtet worden sind.

Vorkommen

Cryptostroma corticale ist hauptsächlich in Nordamerika und Nordwest-Europa, sowie lokal in Südeuropa verbreitet. In England tritt die Art etwas häufiger auf, man erwartet gegenwärtig einen Anstieg der Krankheitsfälle, da auch dort der letzte Sommer außergewöhnlich warm war. In der Schweiz, wo er sehr selten ist, wurden heuer auch wieder einige Fälle im Tessin beobachtet (WSL, mündliche Mitteilung Dr. R. Engesser). Aus Österreich sind uns bisher nur vereinzelte Vorkommen in diesem Jahr in Wien bekannt.

Gesundheitliche Aspekte

Kaum eine andere Pilzart ist imstande, in der Natur derartige Sporenmassen pro Flächeneinheit zu produzieren. Schon allein deshalb ist mit einer Beeinträchtigung der Atemwege bei Aufenthalt in der Nähe von stark betroffenen Bäumen zu rechnen. In der Tat ist derartiges vor allem aus Gebieten in Nordamerika, wo Waldarbeiter permanent mit Ahornrinden in Kontakt kommen, als „Rindenschäler-Krankheit“ bekannt.

Maßnahmen

Gerade im städtischen Bereich kann die gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung durch die Sporen der Cryptostroma-Rindenkrankheit ein Thema werden. Deshalb sollten Bäume, auf denen sich die Sporen bereits entwickelt haben, umgehend gefällt und entsorgt werden. Bei der Fällung sind Sicherheitsmaßnahmen (Mundschutz) empfehlenswert. Die Stämme sollten sofort entsorgt (verbrannt) werden.

Fotos

Kronensymptome
Zurücksterben der Krone

Rindensymptome
Rindensterben, Schwarzfärbung

Pilzsporen von Cryptostoma
Pilzsporen, Mikroskopaufnahme

Schwarzfärbung der Blätter durch Pilzsporen
Schwarzfärbung der Blätter durch Pilzsporen

Verfärbungen am Holz
Verfärbungen im Holz